Dienstag, Oktober 16, 2007

1. Deutscher Internistentag des Berufsverbandes Deutscher Internisten e.V. (BDI) und der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM)

Qualitätsmanagement in Arztpraxen verspricht mehr Transparenz und umfassende Betreuung für Patienten



Berlin – Jede Vertragsarztpraxis in Deutschland muss bis Ende 2009 beziehungsweise vier Jahre nach Eröffnung ein Qualitätsmanagement-System eingeführt haben. Ziel ist, medizinische Qualitätsstandards überprüfbar zu machen. Wie sich das Qualitätsmanagement in internistischen Praxen umsetzen lässt, welche Vor- und Nachteile es für Patienten und Ärzte mit sich bringt, diskutieren Experten im Rahmen des 1. Deutschen Internistentages in Berlin. Veranstalter der Tagung sind der Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) und die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM).

Mit Hilfe eines Qualitätsmanagements sollen Arztpraxen Organisation, Abläufe und Ergebnisse regelmäßig dokumentieren und prüfen. Qualitätsmanagement umschreibt ein breites Feld: Ein Ziel ist es, dass Informationen zu den Patienten innerhalb der Praxis lückenlos weiter gegeben werden. Zum anderen geht es um Beratung und Schulung der Patienten über ihre Krankheit bis hin zur regelmäßigen Wartung medizintechnischer Geräte.

Bessert sich die Qualität der medizinischen Versorgung, nutzt dies dem Patienten: „Eine solche Qualitätssicherung erhöht bei einer Erkrankung die Wahrscheinlichkeit, dass die therapeutischen Maßnahmen einen günstigen Ausgang nehmen“, sagt Dr. med. Berndt Birkner, München. In Zusammenarbeit mit dem BDI und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung hat der Internist ein Qualitätsmanagement für die Innere Medizin entworfen. Für ihn wäre es der Idealfall, wenn jeder Patient nach seinem Arztbesuch mit einem schriftlichen Befund aus der Praxis ginge. „Der Patient kann dann nachverfolgen, was gemacht wurde und wie es bei ihm weiter geht. Er hat ein Betreuungskonzept.“ Der Experte geht davon aus, dass die Wertschätzung gegenüber Ärzten und ihren Mitarbeitern steigt, wenn die Qualität der Leistung sichtbar wird.

Ärzten soll Qualitätsmanagement mehr Sicherheit im Erstellen der Diagnose und bei der Behandlung geben. Denn die darin festgeschriebenen Leitlinien helfen Ärzten bei ihren Entscheidungen hinsichtlich Diagnose und Therapie. Zudem sollen die Abläufe in einer Praxis wirtschaftlicher und durchschaubarer werden. Zwar sei Qualitätsmanagement mit Dokumentationsaufwand verbunden, da es von Daten und Fakten lebe, erklärt Birkner im Vorfeld des Internistentages, „Aber nur wenn ich etwas dokumentiere, ist es auch für andere erkennbar und nachvollziehbar“, so der Experte.



Jedem niedergelassenen Arzt steht es frei, ein eigenes Qualitätsmanagement-System zu entwickeln oder auf ein käuflich zu erwerbendes Produkt zurückzugreifen. Entscheidend ist jedoch, dass Praxen gesetzlich festgelegte Rahmenvorgaben beachten. Speziell für die Innere Medizin hat der BDI in Kooperation mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung das Qualitätsmanagement-System „QM-Innere“ entwickelt. Es bietet Internisten eine Hilfestellung, um ihren spezifischen Anforderungen entsprechend ein Qualitätsmanagement in Eigenregie aufbauen zu können.



Weitere Fragen zum Thema „Qualitätsmanagement in der Inneren Medizin“ erörtern Experten beim 1. Deutschen Internistentag des BDI und DGIM in einem gleichnamigen Workshop.

Herbstsymposium der Korporativen Mitglieder der DGIM

Therapiefreiheit in Innerer Medizin besonders wichtig



Wiesbaden - Disease-Managementprogramme (DMP) und
Arzneimittelverordnungswirtschaftlichkeitsgesetz (AVWG) schränken laut
Deutscher Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) die ärztliche
Therapiefreiheit ein. Dem steht das Anliegen der Inneren Medizin gegenüber,
kranke Menschen nach bestem Stand der Wissenschaft zu behandeln. Im Rahmen
des Herbstsymposiums der Korporativen Mitglieder erörtert die DGIM
Einschränkungen der Therapiefreiheit und stellt dar, weshalb diese gerade in
der Inneren Medizin so entscheidend ist.



"In keinem anderen Gebiet der Medizin ist die Vielfalt der Krankheitsbilder
größer und großenteils komplexer als in der Inneren", sagt Professor Dr.
med. Ulrich Robert Fölsch, Direktor der Klinik für Allgemeine Innere Medizin
am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel. Der Facharzt für
Innere Medizin erwerbe dafür umfangreiches, umfassendes Wissen. Denn
Internisten stehen häufig vielfältig erkrankten, multimorbiden Patienten
gegenüber. "Diese Menschen bedürfen einer individualisierten und nicht einer
standardisierten Medizin", betont Professor Fölsch.



In welcher Form strukturierte Behandlungsprogramme und AVWG die dafür
notwendige Therapiefreiheit beschneiden, diskutiert Professor Fölsch neben
anderen Themen mit weiteren Experten aus Medizin, Gesundheitswesen,
Industrie und Recht in einer anschließenden Pressekonferenz am 18. Oktober
2007 in Wiesbaden.