Montag, Mai 22, 2006

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie:

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie:
Solidarität mit streikenden Klinikärzten
Berlin, 22. Mai 2006 - Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie mit allen in ihr vertretenen Fachgesellschaften (s. u.) und der Berufsverband Deutscher Chirurgen stehen hinter den berechtigten Forderungen der Klinikärzte. Der seit Jahren angemahnte dringende Handlungsbedarf muss endlich anerkannt und in wirksame Vereinbarungen umgesetzt werden.

Alle Beteiligten sind aufgefordert, unverzüglich Lösungen umzusetzen, wie sie an einzelnen Standorten bereits gefunden wurden. Die starre Haltung der Tarifgemeinschaft der Länder verhindert mögliche akzeptable Kompromisse mit den Klinikleitungen. Diese und nicht die Finanzminister haben entsprechende Vereinbarungen auch budgetär zu tragen.

Der Wert ärztlicher Tätigkeit und die Bereitschaft zur Leistung müssen endlich wieder die erforderliche Anerkennung finden. Dazu gehören eine angemessene Vergütung aller geleisteten Arbeitstunden, humane Arbeitsbedingungen, Konzentrierung auf primär patientenorientierte Tätigkeit, Arbeitsverträge, die jungen Chirurginnen und Chirurgen auch Perspektiven eröffnen sowie Freiräume für Forschung, Fort- und Weiterbildung

Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie unterstützt zur Umsetzung dieser Forderungen ausdrücklich den Marburger Bund (MB). Er ist die einzige legitime Vertretung der Klinikärzte, in der von insgesamt 146.000 angestellten und beamteten Ärzten über 105.000 gewerkschaftlich organisiert sind. Verdi hat kaum Ärzte als Mitglieder. So wundert es auch nicht, dass Verdi bereit ist, einen Tarifvertrag abzuschließen, der voll zu Lasten der Ärzte gehen würde:


Hier die negativsten Auswirkungen auf die Ärzte:

Verdi streikt monatelang gegen höhere Arbeitszeiten - Ärzte sollen nun aber 42 Stunden in der Woche arbeiten, und das ohne vollen Lohnausgleich.

Während alle übrigen Berufsgruppen Einmalzahlungen erhalten (je nach Gruppe bis zu 450 €/Jahr), werden Ärzten diese Zahlungen verweigert.

Der Vertrag sieht mögliche Gehaltskürzungen in Höhe von 10% durch "Maßnahmen zur Zukunftssicherung" (Zusi) vor, wenn sich Kliniken in Notlagen befinden.

Ärzte sollen ein in die Gehälter eingearbeitetes Weihnachtsgeld in Höhe von 30% erhalten, während man bereit ist, anderen Berufsgruppen bis zu 95% zuzugestehen.

Es wird keinen Feiertagszuschlag bei Bereitschaftsdiensten geben, der zwischen MB und der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) in Höhe von 25% bereits verhandelt war.

Der Besitzstand nach §71 BAT, der die Gehaltsfortzahlung im Krankheitsfall regelt, wurde für Ärzte gestrichen, allen anderen Berufsgruppen bleibt er erhalten.

Die Ost/West-Ungerechtigkeiten bei den Gehältern werden zementiert und verstärkt.

Der Vertrag soll nicht zum 1. Juli, sondern erst zum 1. November wirksam werden.


Wir sehen mit großer Sorge einer weiteren Eskalation der Streikmaßnahmen entgegen, falls der Verhandlungsführer der TdL auf seinen bisherigen Positionen beharrt und jetzt rigoros den Vertragsabschluss mit Verdi auch als verbindlich für die Klinikärzte ansieht. Den Universitätskliniken drohen als Wissenschaftsstandorten und in der Krankenversorgung trotz der dafür vorgesehenen Notfallregelungen schwere Beeinträchtigungen.


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Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie
Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie
Deutsche Gesellschaft für Viszeralchirurgie

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