Samstag, April 29, 2006

Infobus zur Alzheimer-Früherkennung geht auf Tour durch Deutschland

Infobus zur Alzheimer-Früherkennung geht auf Tour durch Deutschland

Marburg - Am 24. April 2006 startet der Alzheimer-Infobus des Deutschen Grünen Kreuzes und der Initiative Altern in Würde zu einer Tournée durch 45 Städte. Im Mittelpunkt dieser großen bundesweiten Aufklärungs-Aktion steht die Früherkennung der Alzheimer-Demenz, also dem fortschreitenden Gedächtnisschwund. Ausgangsort ist Frankfurt am Main, jene Stadt, in der der Nervenarzt Alois Alzheimer vor genau 100 Jahren die Krankheit erstmals bei einer seiner Patientinnen beschrieben hatte. Den vollständigen Tourplan findet man im Internet unter www.altern-in-wuerde.de

Heute leiden in Deutschland fast eine Million Menschen an Alzheimer-Demenz. Aufgrund des stetig wachsenden Anteils alter und hochbetagter Menschen, gehen Schätzungen von einer Verdopplung dieser Zahlen bis zum Jahr 2030 aus.

Frühzeitig erkannt ist wirksame Hilfe möglich

Je früher die Alzheimer-Krankheit erkannt wird, umso größer ist der Behandlungserfolg. Bei der Mehrzahl der Betroffenen wird die Krankheit jedoch zu spät entdeckt. Erste Warnzeichen wie ein nachlassendes Kurzzeitgedächtnis, ein vermindertes Orientierungsvermögen, depressive Verstimmungen oder auffällige Verhaltenweisen wie krankhafte Feinseligkeit und gesteigerte Aggressivität werden von den Patienten und ihren Angehörigen so lange wie möglich "übersehen" oder verheimlicht. Ein Arzt wird erst aufgesucht, wenn es gar nicht mehr anders geht.

Infobus bietet Tests an

Am Infobus werden die Besucher aufgeklärt, welche Symptome und Verhaltensweisen auf eine beginnende Erkrankung hindeuten können, sie erhalten Informationen, die für das Arztgespräch hilfreich sind. Außerdem können erste einfache Tests vorgenommen werden, mit denen sich ein Demenzverdacht erhärten oder widerlegen lässt. Spezielle Erfahrungsstationen, die am Infobus aufgebaut sind, sollen zudem gesunden Menschen verdeutlichen, welche Symptome ein Alzheimerkranker entwickelt und wie er seine Umwelt erlebt.

Die meisten Alzheimer-Patienten sind medizinisch nicht ausreichend versorgt

Heilen lässt sich die Alzheimer-Demenz noch nicht, wohl aber kann man ihren Verlauf mit den derzeit vorhandenen modernen Medikamenten verzögern und die Symptome wie Gedächtnisschwund, Orientierungslosigkeit und auffällige Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen erheblich bessern. Werden moderne Antidementiva, wie zum Beispiel der ursprünglich aus dem Schneeglöckchen gewonnene Wirkstoff Galantamin, rechtzeitig eingesetzt, können die geistigen Fähigkeiten und damit die Teilnahme am täglichen Leben für einige Zeit noch gut erhalten werden. Die häufig durch die Demenz verursachten Verhaltensstörungen wie Aggressionen oder Wahnideen und die damit verbundene Unruhe kann der Wirkstoff Risperidon wirkungsvoll mildern. Durch eine angemessene medikamentöse Therapie sowie begleitende nicht-medikamentöse Maßnahmen gewinnen die Betroffenen und ihre pflegenden Angehörigen deutlich mehr Lebensqualität. Doch hier zeigt unser Gesundheitssystem dramatische Lücken. So offenbarte eine Untersuchung aus dem Jahr 2005, dass nur ca. 13 Prozent aller Alzheimer-Patienten tatsächlich mit einem der in den offiziellen Therapieleitlinien empfohlenen antidementiven Arzneimittel behandelt werden.

Angehörige sind durch die Demenz ebenfalls extrem belastet

Die Alzheimer-Demenz stellt nicht nur eine medizinische, sondern auch eine enorme gesellschaftspolitische Herausforderung dar. Alzheimer-Patienten benötigen eine umfassende Pflege und Betreuung, doch dafür stehen immer weniger Mittel zur Verfügung, denn die Pflegekassen sind jetzt schon überfordert. Deshalb lastet die schwere Bürde der Pflege heute noch größtenteils auf den Schultern der Angehörigen. Diese werden so oft zum zweiten Opfer der Krankheit. •