Mittwoch, April 12, 2006

Neue Studie zur Gesundheitssicherung

Privat Krankenversicherte leisten solidarischen Beitrag
Zurzeit kochen die Spekulationen um eine Neuorientierung es Gesundheitssystems hoch. Die Bundesregierung plant, ihr Konzept bis zum Sommer vorzustellen. Derweil heißt es kühlen Kopf bewahren und Fakten den Vorrang vor Kaffeesatzleserei geben. Eine brandaktuelle Studie des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP) erweist sich da als überaus hilfreich. Das 17 Seiten starke "WIP-Diskussionspapier 1/06" trägt den aufschlussreichen Titel "Der überproportionale Finanzierungsbeitrag der PKV im Jahre 2004" und kann aus dem Internet unter www.wip-pkv.de und dem Link "Diskussions-
papiere" heruntergeladen werden. Das Institut ist Anfang vergangenen Jahres vom PKV-Verband gegründet worden. Zu seinen Aufgaben gehört zum Beispiel eine fortgeschriebene Analyse des Verhältnisses zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung.
Das nun vorgelegte Diskussionspapier spricht eine deutliche Sprache. Insgesamt 9,536 Milliarden Euro haben privat Krankenversicherte im Jahr 2004 mehr für ihren Gesundheits-
schutz an Ärzte, Kliniken, Apotheken sowie Hilfs- und Pflegeeinrichtungen gezahlt, als es gesetzliche Krankenkassen bei identischer Leistung getan hätten. Das ist mehr als das 1,7fache. Dies ist aber beileibe keine neue Tendenz, damit setzt sich vielmehr ein Trend aus den Jahren zuvor fort. 2003 waren es über 8,5 Milliarden, 2002 rund acht Milliarden und 2001 fast 7,3 Milliarden Euro. Allerdings hat sich der Anstieg der überproportion-
alen Zahlungen beschleunigt. Von 2003 zu 2004 schlägt die Steigerung mit 11,8 Prozent zu Buche. Wenn man diese Zahlen auf die einzelnen Versicherten überträgt, wirkt das Ergebnis noch plastischer: Von 1.081 im Jahr 2003 ist der Pro-Kopf-Zuschlag im folgenden Jahr um 105 auf 1.186 Euro geklettert.
Dr. Herbert Schmitz, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Krankenversicherung, sieht dahinter politische Ursachen: "Das Gesundheitsmodernisierungsgesetz begrenzt die Ausgaben der Krankenkassen. Tatsächlich aber entstehende Kosten werden zunehmend auf die PKV verlagert." Einzelheiten dieser Entwicklung hat das WIP untersucht. Dies sind die Ergebnisse:
Die steigende Zahl privat Vollversicherter: 2004 hatten 145.348 Bundesbürger den Weg in die PKV gewählt. Rechnet man aber die Mehrausgaben pro Kopf von exakt 1.186,43 Euro auf die Versichertenzahl im Jahr zuvor (7.891.962 Vollversicherte) um, lässt sich der Effekt durch die Zunahme an Kunden herausfiltern. Rund 173 Millionen Euro entfallen dann auf die neuen Privatversicherten.
Auch an der Klientel der PKV geht die zunehmende Alterung der Bevölkerung nicht spurlos vorüber. Von 2001 bis 2004 ist das durchschnittliche Alter um 219 Tage auf 40,15 Jahre angestiegen. Erheblich beschleunigt hat sich der entsprechende Wert bei den Beihilfeberechtigten. Schon im vergangenen Jahr dürfte er - genaue Zahlen liegen noch nicht vor - das Durchschnittsalter der gesetzlich Krankenversicherten überholt haben. Mit dieser Alterung steigen natürlich die Gesundheitskosten - die Schere zwischen GKV- und PKV-Ausgaben geht dadurch natürlich immer weiter auseinander. In Zahlen ausgedrückt, hat dies im Jahr 2004 zu einem überproportionalen Mehrumsatz von 89,8 Millionen Euro geführt.
Über 60 Prozent der Leistungsausgaben privater Krankenversicherer für Arzthonorare fallen mittlerweile unter das Thema Mehrausgaben. Pro Kopf waren dies 511 Euro, insgesamt über 4,1 Milliarden Euro.
Gigantisch erscheinen auch die Ergebnisse im Bereich der Arznei-, Heil- und Hilfsmittel. 2,538 Milliarden summierten sich für alle Vollversicherten. Auf die Geschlechter aufgeteilt, ergeben sich stark voneinander abweichende Ergebnisse. Auf Männer entfielen im Schnitt 282, auf Frauen 368 Euro.
Aus dem Zahnbereich kommt laut WIP mit 2,17 Milliarden Euro der dritthöchste Zuwachs. Immerhin sind dies über 63 Prozent der Gesamtausgaben in diesem Sektor. Pro Kopf schlugen überproportional 270 Euro zu Buche.
723 Millionen Euro entfielen in diesen Berechnungen schließlich auf die stationären Kosten.

Dr. Herbert Schmitz mahnt vor diesem Hintergrund zu einer sachlichen Diskussion: "Die Erhebung des Instituts zeigt, dass die privaten Krankenversicherer einen ganz wesentlichen Beitrag zur Stützung des Gesundheitssystems leisten."