Mittwoch, Juni 07, 2006

Solidarität mit den streikenden Klinikärzten

Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) /
Berufsverband Deutscher Anästhesisten (BDA)

Solidarität mit den streikenden Klinikärzten

Nürnberg - Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin
(DGAI) und der Berufsverband Deutscher Anästhesisten (BDA) stehen, gemeinsam
mit der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie mit den in ihr vertretenen
Fachgesellschaften und dem Berufsverband der Chirurgen hinter den
berechtigten Forderungen der deutschen Klinikärzte. Der seit Jahren
angemahnte dringende Handlungsbedarf muss endlich anerkannt und in wirksame
Vereinbarungen umgesetzt werden.

* Alle Beteiligten sind aufgefordert, endlich Lösungen zu erarbeiten und
umzusetzen, wie sie an einzelnen Standorten bereits gefunden wurden. Die
starre Haltung der Tarifgemeinschaft der Länder verhindert mögliche
akzeptable Kompromisse mit den Klinikleitungen, wobei gerade diese und nicht
die Finanzminister entsprechende Vereinbarungen auch budgetär zu tragen
haben.

* Der Wert ärztlicher Tätigkeit und die Bereitschaft zur Leistung müssen
endlich wieder die erforderliche Anerkennung finden. Dazu gehören eine
angemessenes Honorar, die Vergütung aller geleisteten Arbeitstunden, humane
Arbeitsbedingungen, Konzentrierung auf primär patientenorientierte
Tätigkeit, Arbeitsverträge, die jungen Anästhesistinnen und Anästhesisten
auch Perspektiven eröffnen sowie Freiräume für Weiter- und Fortbildung sowie
die Forschung.

* Unsere Unterstützung gilt der berechtigten Forderung der Streikenden nach
Abschluss eines eigenständigen Tarifvertrages. Die Übernahme des mit VERDI
abgeschlossenen Tarifvertrages würde für die Ärzteschaft deutliche
Verschlechterungen bringen. Diese sind im Einzelnen u.a.:

. VERDI streikt monatelang gegen höhere Arbeitszeiten - Ärzte sollen dagegen
42 Stunden in der Woche arbeiten, und das ohne vollen Lohnausgleich.

. Während alle übrigen Berufsgruppen Einmalzahlungen erhalten (je nach
Gruppe bis zu 450 ?/Jahr), werden Ärzten diese Zahlungen verweigert.

. Der Vertrag sieht mögliche Gehaltskürzungen in Höhe von 10% durch
"Maßnahmen zur Zukunftssicherung" vor, wenn sich Kliniken in Notlagen
befinden.

. Ärzte sollen ein in die Gehälter eingearbeitetes Weihnachtsgeld in Höhe
von 30% erhalten, während man bereit ist, anderen Berufsgruppen bis zu 95%
zuzugestehen.

. Es wird keinen Feiertagszuschlag bei Bereitschaftsdiensten geben, der
zwischen Marburger Bund (MB) und der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) in
Höhe von 25% bereits verhandelt war.

. Der Besitzstand nach §71 BAT, der die Gehaltsfortzahlung im Krankheitsfall
regelt, wurde für Ärzte gestrichen, allen anderen Berufsgruppen bleibt er
erhalten.

. Die Ost/West-Ungerechtigkeiten bei den Gehältern werden zementiert und
verstärkt.

. Der Vertrag soll nicht zum 1. Juli, sondern erst zum 1. November wirksam
werden.

* Wir sehen mit großer Sorge einer weiteren Eskalation der Streikmaßnahmen
entgegen, falls der Verhandlungsführer der TdL auf seinen bisherigen
Positionen beharrt und jetzt rigoros den Vertragsabschluss mit VERDI auch
als verbindlich für die Klinikärzte ansieht. Den Universitätskliniken drohen
als Wissenschaftsstandorten und in der Krankenversorgung trotz der dafür
vorgesehenen Notfallregelungen schwere Beeinträchtigungen.

Wir warnen allerdings vor einer isolierten, missbräuchlichen
Instrumentalisierung der Anästhesie als einer der Schlüsselfunktionen im
Krankenhaus.

www.DGAI.de






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