Donnerstag, Dezember 15, 2005

5000 Kollegen zeigen Politikern die rote Karte

Niedergelassene Ärzte protestieren in Stuttgart / Ärztepräsident Hoppe nennt geplante Regreß-Regelung "inhuman"

STUTTGART (mm). Die Botschaft der niedergelassenen Ärzte ist eindeutig: "Die Zeit des Zuhörens ist vorbei, Taten sind angesagt." Über 5000 Ärzte aus Baden-Württemberg haben gestern bei einer Protestveranstaltung in Stuttgart ihrem Unmut "über sinkende Punktwerte und undurchdachte Gesundheitsreformen" freien Lauf gelassen. Mehrere Ärzteverbände hatten zu der Veranstaltung eingeladen.
"Die Hütte ist voll", freute sich Dr. Werner Baumgärtner, Vorsitzender des Ärztebundes Medi. Die Gründe dafür lägen auf der Hand. Baumgärtner: "Wir werden mit Bürokratie zugemüllt, budgetiert sowie kontrolliert und zu alledem auch noch diffamiert."

Damit müsse Schluß sein. Das ganze Umfeld der Arbeit von Ärzten stimme nicht mehr, bestätigte Professor Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer, der zu der Protestveranstaltung angereist war. "Die staatliche Geiz-ist-geil-Mentalität hat schon genug Schaden angerichtet", so Hoppe.

Scharf verurteilte Hoppe die geplante Bonus-Malus-Regelung im Arzneispar-Paket als "inhuman". Kein Arzt dürfe bestraft werden, weil er einem Patienten notwendige Arzneimittel verordne, forderte Hoppe.

Daß es Handlungsbedarf gibt, wollte auch der baden-württembergische Sozialminister Andreas Renner (CDU) Ärzten nicht absprechen. Dennoch sollten die niedergelassenen Ärzte zunächst Erfahrungen mit dem EBM machen, bevor über ein neues Vergütungssystem nachgedacht werde, so der Minister unter starkem Protest der Ärzte.

"Euro statt Punkte", lautete dazu die Antwort der Ärzte. Bei einer Abstimmung in der Stuttgarter Messe beschlossen die anwesenden Ärzte regionale Praxisschließungen sowie weitere Protestveranstaltungen.