Dienstag, Januar 03, 2006

Ungarn: Billiglöhne locken weiter

Neue Kienbaum-Studie zur Vergütung in Ungarn
Ungarn: Billiglöhne locken weiter

Gummersbach, 3. Januar 2006 Trotz einer vorsichtigen Anpassung bleiben die Lohnkosten in Ungarn für deutsche Unternehmen attraktiv. Allerdings ist die Spannbreite der Gehälter in Ungarn außerordentlich groß: Die Jahresgesamtbezüge eines Geschäftsführers in einem Unternehmen mit deutscher Beteiligung liegen im Durchschnitt bei 66.000 Euro (in Deutschland 247.000 Euro), der Verdienst von Facharbeitern bei 7.300 Euro. Dies sind Ergebnisse der Vergütungsstudie „Unternehmen mit deutscher Beteiligung in Ungarn. Mitarbeiter & Leitende Angestellte“, durchgeführt von der Managementberatung Kienbaum in Kooperation mit der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer.

Im Rahmen der bereits zum siebten Mal durchgeführten Studie wurden 9.718 Positionsmeldungen aus 73 Unternehmen analysiert. Die Positionen stammen aus Unternehmen aller Branchen und Größen. Zwischen den untersuchten Branchen gibt es deutliche Unterschiede. Ein Facharbeiter/ einfacher Arbeiter im Einzelhandel verdient jährlich nur 4.350 Euro, sein Kollege im Maschinen-/Anlagen-/Fahrzeugbau hingegen knapp 10.100 Euro. Ein weiterer Parameter der ungarischen Vergütungspolitik ist die Unternehmensgröße. Je größer das Unternehmen, desto höher die Bezüge. Das durchschnittliche Gehalt einer Führungskraft in einem Unternehmen mit bis zu 50 Beschäftigten liegt bei über 25.500 Euro. In einem Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern verdient eine Führungskraft hingegen knapp 42.700 Euro.

Unternehmensstandort gewinnt an Bedeutung

Ungarns Führungskräfte verdienen in Budapest am besten. Erhält eine Führungskraft in der Hauptstadt durchschnittlich 35.600 Euro, liegt das Gehalt bei einer Anstellung in vergleichbarer Position in Westungarn bei lediglich 25.500 Euro. „Personalkosten sind für Investitionsentscheidungen ein kritischer Faktor, weshalb die regionalen Ungleichgewichte für ausländische Investoren von betriebswirtschaftlicher Bedeutung sind“, so Katharina Wild, Projektleiterin der Studie.

Qualifizierte Arbeitskräfte Mangelware

63 Prozent aller befragten Unternehmen erwarten eine zunehmende Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften. Das Ausbildungsniveau verfügbarer Arbeitskräfte wird von 86 Prozent der beteiligten Unternehmen zwischen gut und befriedigend bewertet. Wie im Vorjahr liegt der Schwerpunkt der Rückmeldungen jedoch im befriedigenden Bereich. „Bildung zahlt sich weiterhin aus. Angesichts des steigenden Personalbedarfs sind gut ausgebildete Manager stark gefragt und haben die Möglichkeit, Spitzengehälter zu beziehen“, sagt Katharina Wild.

Mehr Geld für Männer

Die Ergebnisse der aktuellen Studie zeigen, dass Frauen in vergleichbaren Positionen weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Die größte Differenz besteht bei den Geschäftsführern. Erhält ein männlicher Geschäftsführer rund 71.000 Euro, so verdient eine Frau in derselben Position 47.500 Euro. „Frauen sind im Management internationaler Unternehmen nach wie vor stark unterrepräsentiert. Obwohl die Anzahl der Frauen in Führungspositionen im Vergleich zu Österreich und Deutschland höher liegt, waren lediglich 13 Prozent der untersuchten Geschäftsführerpositionen in Ungarn mit Frauen besetzt.

Variable Vergütung gewinnt auf allen Ebenen an Bedeutung

Insgesamt 70 Prozent aller erfassten Positionen erhalten variable Vergütungsanteile. Die Studie zeigt, dass verglichen mit dem Vorjahr 15 Prozent mehr Arbeiter Anspruch auf variable Vergütung hatten. Die Erfolgsbeteiligung von Geschäftsführern liegt im Durchschnitt bei 23 Prozent, die von Führungskräften bei 16 Prozent der Gesamtbezüge. „Die variable Vergütung ist ein wichtiges Instrument betrieblicher Vergütungspolitik. Durch die Verbindung von Unternehmenserfolg und Vergütung wird eine hohe Identifikation der Mitarbeiter mit ihrer Aufgabenstellung gefördert und eine zusätzliche Motivation geschaffen“, so Katharina Wild.

Detaillierte Angaben über Löhne, Gehälter und Entlohnungsfragen in Ungarn sowie umfangreiches Hintergrundmaterial zur Situation auf dem ungarischen Arbeitsmarkt enthält die Vergütungsstudie 2005/2006 „Internationale Unternehmen in Ungarn. Mitarbeiter & Leitende Angestellte.“