Donnerstag, Januar 26, 2006

90 Prozent der Ärzte wollen kürzere Arbeitszeiten

90 Prozent der Ärzte wollen kürzere Arbeitszeiten

Im Sinne des Gesundheitsschutzes für Ärzte und Patienten fordert der 1. Vorsitzende des Ärzteverbandes Marburger Bund (MB), Dr. Frank Ulrich Montgomery, eine deutliche Reduzierung der Arbeitszeiten von Krankenhausärzten. „Es ist absolut fahrlässig, wenn Klinikarbeitgeber Ärzte anhalten, 60, 70 oder 80 Stunden in der Woche zu arbeiten.“ In einer Umfrage des Marburger Bundes unter 1.400 Krankenhausärzten sprechen sich 90 Prozent der Mediziner für eine Begrenzung der wöchentlichen Arbeitszeit auf maximal 48 Stunden aus.

Den von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) angegebenen Wunsch von Ärzten, Bereitschaftsdienste nicht abzuschaffen, bezeichnete Montgomery als Ergebnis einer unbrauchbaren Suggestivfrage. Wer Ärzte frage, ob sie erhebliche Einkommenseinbußen durch den Wegfall von Bereitschaftsdiensten akzeptieren würden, der ist nicht an einer wirklichen Meinungsanalyse interessiert. Es sei unlauter, wenn Ärzte nur durch die Ableistung unerträglich vieler Bereitschaftsdienste auf ein erträgliches Gehalt kommen.

„Grundübel in den Krankenhäusern ist das Ausbeutungssystem, dass die Arbeitgeber mit einer grottenschlechten Grundvergütung und einer systematischen Nichtbezahlung geleisteter Mehrarbeit betreiben“, so Montgomery. In der MB-Umfrage geben 81 Prozent der Ärzte an, dass die geforderte Mehrarbeit von den Arbeitgebern gar nicht vergütet werde. Würde man Medizinern eine ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit anständige Bezahlung garantieren, wäre auch der Zwang zu massenhaften Bereitschaftsdiensten und Überstunden nicht gegeben. Neben einer Begrenzung der Arbeitszeiten und einer deutlichen Erhöhung der Grundvergütung fordert der MB auch die Einführung elektronischer Zeiterfassungssysteme, die die DKG immer noch konsequent ablehne.

Montgomery forderte die DKG auf, ihre ärztefeindliche Grundhaltung aufzugeben und alles daran zu setzen, die Ausbeutung der Klinikärzte durch überlange Arbeitszeiten und miserable Grundvergütung zu beenden. Diese Faktoren seien nämlich Hauptursachen für den dramatischen Ärztemangel in deutschen Krankenhäusern.

http://www.marburger-bund.de/